Aus der Chronik "Rückblick" 1881 - 2006, 125 Jahre Vereinsgeschichte


Jeweils in der zweiten Hälfte Juli des Jahres fand ein großer Schießwettbewerb statt, der mit einem Preisschießen begann, an dem alle Züge teilnahmen. Jeder Schuss eines Mitgliedes kostete 10 Pf. und bekannt ist aus dem Jahre 1962, dass   folgende Preise vom Verein gezahlt wurden: Kopf, Flügel und Schwanz 50 Pf., Rumpf DM 1. Für musikalische Unterhaltung sorgte die Musikkapelle „Frohsinn“ aus Norf. Im Anschluss an das Preisschießen fand das Königsvogelschießen statt und der neue Schützenkönig wurde ermittelt.

Wie eingangs erwähnt, sah die Satzung des Heimatvereins vor, dass der im Juli ermittelte Schützenkönig schon beim kommenden Heimatfest im September am Dienstagabend gekrönt wurde und ab dann seine Regierungszeit bis zum nächsten Heimatfest begann. So war es für die beiden Schützenkönige Josef I. (1957-1958) und Heinrich I. (1958-1959). Ein von Willi Dünbier auf der Vollversammlung am 27. September 1958 gemachter Vorschlag einer Regentschaft vom Tage des Königsschusses bis Schützenfestdienstag, wurde am 11. April 1959 abgelehnt. Aber schon am 25. Juli 1959 kam von Theodor Gehlen ein Vorschlag, dass der neue König das Königssilber vom ersten Festtag an tragen soll und seine Regentschaft ab diesem Zeitpunkt bis zum Schützenfest im nächsten Jahr andauert. Willi Dünbier als neue Majestät 1959-1960 schlug vor, den Beschluss vom 11. April 1959 aufzuheben. Die 31 anwesenden Mitglieder der Vollversammlung stimmten dem zu und beschlossen die Anregung von Theodor Gehlen. Diese Änderung führte dazu, dass Heinrich Caspers das Königssilber nur am Tage seiner Krönung, am 16. September 1958, getragen hat, da Willi Dünbier ab dem ersten Festtag des Heimatfestes 1959 die Königskette trug.


1959

v.l.: Peter Zillikens – Theodor Klein – S.M. Willi I. Hermann Caspers Adolf Krieger  – Jakob Schoenen – Johann Krieger


Vom großen Schießwettbewerb im Juli bis zum Heimatfest am 2. Wochenende im September (erst ab 1961 am 1. Septemberwochenende) blieb dem neuen Schützenkönig nicht viel Zeit für die Vorbereitung bis zu seiner Krönung am Dienstag des Heimatfestes. Daher wurde 1974 eine Änderung eingeführt, die bis heute Bestand hat. Im Juli 1974 war Hans-Erich Schülgen als neuer Schützenkönig des bevorstehenden Festes ermittelt worden, aber schon am Schützenfestmontag, es war der 2. September 1974, fand ein erneutes Königsvogelschießen mit Heinrich Meisen als neuer Schützenkönig 1975-1976 statt. Ansonsten blieb es bei der bestehenden Regelung, das Königssilber vom ersten Festtag an zu tragen und die Krönung am Dienstag vorzunehmen. 1974 war somit das erste Jahr, an dem während der Krönungsfeier drei Schützenkönige im Festzelt anwesend waren :

 

verabschiedet

Konrad Schillings

1973-1974

gekrönt

S.M. Hans-Erich I.

1974-1975

vorgestellt

Heinrich Meisen

1975-1976


v.l.: Matthias Schmitz – S.M. Hans-Erich I. - Heinrich Meisen


Wie zu Zeiten des Reitervereins spielte im Festzelt auch jetzt immer wieder die Musikkapelle „Frohsinn“ aus Norf. 1961 spielte die Kapelle an drei Tagen mit sieben Musikern und am Sonntag mit acht Musikern für DM 950. Ab 1963 verlangte die Musikkapelle je Musiker für eine Stunde Spielzeit DM 3,50 anstatt wie bisher DM 3,25. Auch die private Musikbeköstigung durch Vereinsmitglieder war nach wie vor aktuell.

Das Volks- und Heimatfest begann nach wie vor am Samstag um Punkt 12.00 Uhr mit Böllerschüssen und wurde mit dem abendlichen Fackelzug fortgesetzt. Den vorgestellten Großfackeln der Zugeinheiten lagen meistens aktuelle Themen aus dem Dorfgeschehen zu Grunde. Die drei besten Fackeln wurden von einem Gremium, bestehend aus je einem Mitglied jeder Zugeinheit, nach den Merkmalen Gestaltung, Originalität und Technik bewertet. 1978 bestand das Gremium nur aus solchen Mitgliedern einer Zugeinheit, die keine Großfackel vorstellte, dann aus Preisrichtern anderer Ortsvereine. Wenn in den ersten Jahren der Heimatverein insgesamt DM 90 auszahlte, waren 1973 bereits DM 150, 1980 DM 240, 1981 DM 300 und 1996 DM 400 von den Zugeinheiten zu gewinnen. Bis heute werden von einigen Zügen Großfackeln gebaut und machen so den Reiz des abendlichen Umzuges am Samstag vor dem Heimatfest aus



um 1970: Großfackel vom Zug „Jakobusschützen“,

rechts Albert Klein

1984: Großfackel vom Zug „Rote Husaren“

v.l. Hans-Hubert Krieger - Robert Lischke - Peter Lindenblatt sen.

um 1960 Vereinslokal


1962: im Vereinslokal

v.l. Franz Kubicki – Johann Hilgers – Hermann Caspers

 

Am 21. Juli 1963 fand ein Königsvogelschießen statt. So schnell wurde wohl selten ein Schützenkönig ermittelt, denn Theodor Klein, 1. Vorsitzender des Vereins, gelang bereits mit dem ersten Schuss auf den Rumpf die Königswürde zu erringen. Der Jubel unter den Mitgliedern war sehr groß. So konnte der 2. Vorsitzende Hermann Caspers die neue Majestät als Theodor I. proklamieren. Nicht nur einmal hörte man in den nächsten Tagen den Ausspruch „Durch den neuen König ist unsere diesjährige Kirmes gesichert“.

Es wurde dem Verein bereits des Öfteren von amtlicher Stelle mitgeteilt, dass der Schießstand im Hof des Vereinslokals in dieser Form nicht mehr den Vorschriften entsprechen würde. Also entschloss man sich 1964 zum Bau eines vorschriftsmäßigen Schießstandes mit Kugelfang, der in Eigenleistung im Hof des Vereinslokals aufgestellt wurde. Paul Lindenblatt hatte eine Kleinkaliber-büchse gestiftet, die hier eingeweiht werden konnte. In das Fundament des Schießstandes wurde eine Urkunde, geschützt in einer von Helmut Fleckenstein gearbeiteten Feinmetallbuchse eingelassen. Die Urkunde hatte Walther Segschneider geschrieben.

Am Samstag, 18. Juli 1964, war Richtfest und der 1. Vorsitzende Theodor Klein dankte während der Feierstunde ganz besonders den Mitgliedern Franz Pohl, Manfred Blonsky, Heinrich Schumacher, Willi Dünbier, Werner Klinder sen., Matthias Wolf, Hermann Caspers, Peter Meisen und Horst Moll für deren unermüdliche Mitarbeit, den Schießstand in so vorbildlicher Form errichtet zu haben.


um 1965: Konrad Schillings am Schießstand

 

Gerhard Malo rief folgenden Richtspruch aus :

„Kameraden all vom Heimatverein, hört diesen Spruch recht gut und fein.

Durch Kameradenfleiß und Einigkeit, entstand der neue Schießstand für ewige Zeit.

Es regten gar munter Verstand und Hände, die wackeren Burschen aller Ende.

Durch ihr unermüdliches Schaffen, entstand dieses Werk zum Gebrauch der Waffen.

Es möge dienen in Stunden der Freude, den Kameraden von gestern und heute.

Schließt alle ohne Ausnahme in Eintracht ein, dies ist der heutige Wunsch vom Heimatverein.“

1974 musste der Schießstand abgebaut werden, weil Paul Lindenblatt seine Gaststätte aufgab. Die 1964 eingegossene Urkunde wurde dem Fundament entnommen und befindet sich seitdem im Vereinsarchiv. Der Schießstand fand seinen endgültigen Platz auf dem heutigen Festplatz an der Rosellener Kirchstraße und wurde in Eigenleistung von Mitgliedern des Heimatvereins aufgestellt.  


16. April 1974

 

Zum Heimatfest 1964 verpflichtete der Vereinsvorstand einen Schausteller, der je eine Imbiss-, Spielwaren-, Schieß- und Wurfbude sowie eine Kinderschaukel aufbaute. In diesem Jahr fand die Kinderbelustigung zum ersten Mal im Zelt statt und wurde fortan vom jeweiligen Königszug am Festmontag organisiert. Seit kurzer Zeit wird die Kinderbelustigung jährlich abwechselnd vom Husarencorps und im Folgejahr von den übrigen Zügen abgehalten.

Die Tradition der Ausrichtung des Festes St. Martin wurde ab 1957 weiter vom Heimatverein wahrgenommen. Die Geldsammlung durch die Mitglieder in der Gemeinde war so erfolgreich, dass in der Regel immer ein kleines Guthaben für die Ausrichtung des nächsten Festes St. Martin verblieb. Beschert wurden die ortsansässigen Kinder, die Kinder der auswärtigen Vereinsmitglieder und Mitbürger über 70 Jahre. 1965 wurden 170 Martinstüten mit Weckmänner, Spekulatius und Süßigkeiten verteilt. Damals wie heute tritt als St. Martin immer ein Vereinsmitglied auf. So waren das Wilhelm Riepe, Peter Geißler, Hubert Schoenen, Wolfgang Michalski und in den letzten Jahren Werner Klinder jun. Für alle Fragen des Komitees St. Martin engagierte sich seit 1986 Peter Glabisch (1952-2004). Ende 1993 wurde das Komitee aus dem Heimatverein ausgegliedert und für die Durchführung des Festes St. Martin die Gemeinnützigkeit beantragt. Aber schon zu Ende des Jahres 1995 wurde das Komitee aufgelöst und in den Heimatverein erneut integriert. Als Peter Glabisch 1994 sein Amt aufgab, übernahm Hans-Hubert Krieger die Ausrichtung des Festes St. Martin. 1997 konnte der Heimatverein 270, im Jahre 2005 bereits 300 Martinstüten mit Weckmänner, Gebäck und Süßigkeiten an Kinder bis 14 Jahren und ältere Mitbürger ab 70 Jahren verteilen.


um 1965: v.l. Wilhelm Riepe - Johann Krieger (Schäng)

 

Wie bereits gesagt, fand das Heimatfest bis 1960 am 2. Wochenende im September statt. Die letzten Jahre hatte der Zeltvermieter Barrawasser das Festzelt aufgestellt. Für 1961 suchte der Vorstand einen neuen Zeltverleiher und nahm Kontakt mit Theodor Heinen aus Bedburg auf. Da Herr Heinen jedoch nur für den 1. oder 3. Sonntag im September ein Zelt verfügbar hatte, schlug der 1. Vorsitzende Theodor Klein vor, das Heimatfest auf den 1. Sonntag im September vorzuverlegen. Der gesamte Vorstand stimmte dem zu und Herr Heinen stellte ein Zelt mit 400 qm auf, übernahm den Ausschank, zahlte dem Verein DM 300, übernahm jedoch nicht die Kosten der GEMA. Seitdem findet das Heimatfest immer am 1. Septemberwochenende statt.

1961: v.l. Theodor Klein – Wilhelm Riepe – Peter und Hans Meisen – Gerhard Malo

Heinrich Schuhmacher – Alex Busch – Wilhelm Moitzheim – Peter Zillikens

 

Die Brüder Kurt und Franz Lischke verstanden es immer wieder, in diesen frühen Jahren des Heimatvereins zum Abschluss von Vollversammlungen die Mitglieder durch Filmvorträge und lustige Musikdarbietungen zu erfreuen. Es wurden ehemalige Feste in Rosellen gezeigt und die Anwesenden verweilten bei bester Stimmung und harmonischer Eintracht bis in die späten Nachtstunden. Als die beiden Brüder im Frühjahr 1962 vom Vorstand auf eine Vergütung wegen ihrer Auslagen angesprochen wurden, verzichteten beide spontan zu Gunsten der Hamburger Flutkatastrophe. Der Verein überwies einen Betrag von DM 50.

Theodor Gehlen (Jehle Döres) war von Beruf Schlossermeister und führte nach Theodor Klein den Verein von 1969 bis 1980. Er war 1957 Mitgründer des Zuges „Scheibenschützen“ und mit Leib und Seele dem Schützenwesen zugetan. 1965 stellte er den Schützenkönig. Theodor Gehlen war ein sparsamer Mensch. Bevor er den Vorsitz übernahm, war er zwei Jahre 1. Kassierer. Er ordnete die finanziellen Verhältnisse des Vereins auf seine ihm angeborene Art, wovon der Verein nur profitieren konnte. Sein langjähriger 1. Kassierer, Willi Dünbier, erinnert sich an die Worte von Theodor Gehlen, der sagte : „ein Kassierer muss immer 1 DM mehr in der Tasche haben als der Verein“. Als Theodor Gehlen 1980 krankheitsbedingt den Vorsitz zur Verfügung stellte, wurde er spontan zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Fünf Jahre später wurde ihm noch eine weitere Ehrung aus Anlass seiner 60jährigen Mitgliedschaft im Reiter- und Heimatverein zuteil.


1979: Theodor Gehlen (1908-1988)

 

Mitglieder, die aufgrund ihres Alters am Festumzug nicht mehr zu Fuß teilnehmen konnten, wurden in Personenwagen von Theodor Klein, Karl-Josef Schoenen oder Alex Busch chauffiert. Ab 1985 stellte Hubert Schoenen eine Kutsche zur Verfügung, die gerne von den älteren Mitgliedern, z.B. Theodor Gehlen, Heinrich Caspers, Peter Zillikens, Heinrich Meisen und Gottfried Hilkens in Anspruch genommen wurde. 


1972

v.l.: Theodor Gehlen – S.M. Manfred I. – Hermann Caspers

rechte Reihe v.l.: Peter Schillings   – Walter Sklomeit – Dietmar Blonsky

Franz-Christian Moitzheim – Helmut Fleckenstein – Horst Moll – Heinz-Josef Lüttgen

Hans Drebenstedt – Hans-Dieter Krieger


Im Jahre 1972 löste Franz Pohl seinen Zugkameraden Alex Krieger als Oberst ab und führte das Rosellener Regiment mit Hubert Schoenen als sein Adjutant bis 1979.


1975: v.l. Franz Pohl – Hubert Schoenen

 

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